Was ist Interventionelle Radiologie?
Ich werde oft gefragt – „Was ist Interventionelle Radiologie?“ – nicht nur von Patienten, aber auch von Freunden, Bekannten und auch von Ärzten. Die wenigsten wissen was wir Interventionelle Radiologen tun. Der Name unseres Faches (bzw. Teilgebietes der Radiologie) ist furchtbar sperrig und nur die wenigsten können sich darunter etwas vorstellen. Um den Begriff etwas anschaulicher zu machen darf ich einen Fall präsentieren, den ich heute „erlebt“ habe, dieser Fall zeigt sehr gut was Interventionelle Radiologie ist.
Ich hatte heute das Vergnügen einen Patienten zu behandeln, dem ich in wenigen Minuten massiv geholfen habe und zumindest eines seiner Probleme nebenwirkungsfrei gelöst habe.
Es handelt sich um einen 66 jährigen Patienten, der vor einigen Wochen einen Herzinfarkt hatte und mit 2 Stents versorgt wurde. Vor wenigen Tagen ist er im Rahmen der Rekonvaleszenz beim Gang auf die Toilette in der Nacht gestürzt und hat sich seinen rechten Schenkelhals gebrochen. Diese Fraktur wurde perfekt unfallchirurgisch versorgt.
Nach 2 Tagen traten allerdings unbehandelbare Schmerzen in dem behandelten Bein inklusive massiver Schwellung auf. Eine CT Untersuchung zeigte ein diffuses massives Hämatom (Bluterguss) im Muskel (Bild 1 – roter Kreis) sowie eine aktive Blutung/Pseudoaneurysma (Bild 1 – roter Pfeil).

Bild 1 – CT-Untersuchung – Der Pfeil zeigt die aktive Blutung/das Pseudoaneurysma, der Kreis zeigt das massive diffuse Hämatom im Muskel
Der Patient hatte in der Zwischenzeit viel Blut verloren und 2 Blutkonserven bekommen. Nach einem Telefonat mit dem zuweisenden Kollegen wurde der Patient zu mir auf die Interventionelle Radiologie in die Angiographie gebracht.
In lokaler Betäubung habe ich die linke Leistenarterie punktiert und bin mit einem Katheter über die Bauchschlagader und die rechte Beckenarterie in die rechte Leistenarterie vorgedrungen. Angiographisch zeigte sich ein ähnliches Bild wie in der Computertomographie – eine ziemlich starke aktive arterielle Blutung (Bild 2 – roter Pfeil).

Bild 2 – Angiographische Darstellung der Blutung. Rechts oben im Bild sieht man den Katheter über den Kontrastmittel injiziert wird. Der rote Pfeil zeigt sie aktive Blutung/das Pseudoaneurysma, welches über einen Ast der tiefen Oberschenkelarterie versorgt wird.
Mittels eines speziellen Mikrokatheters und Mikrodrahtes war ich in kurzer Zeit direkt bei der Blutung (Bild 3).
Über diesen Mikrodraht habe ich das zuführende Gefäß mit einigen Mikrocoils (kleine Nickel-Titan-Spiralen, Bild 4 – rote Pfeile) verschlossen. In der Abschlussangiographie (Bild 4 und 5) zeigte sich keine Blutung mehr. Nach 20 Minuten war der Eingriff vorbei und die Blutung gestillt.
Was wäre die therapeutische Alternative gewesen?? Eine offene Operation mit einem mühevollen Aufsuchen der Blutung, viel Kollateralschaden im Bereich des Muskels und der Gefäße und eine große Wunde.
Dieser Fall war einfach und technisch alles andere als anspruchsvoll – er zeigt aber perfekt was die Interventionelle Radiologie kann und ist: Minimal-invasiv, wirkungsvoll, für den Patienten zumeist wenig belastend und einfach effektiv.
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