Häufige Fragen zu Prostata-Arterien-Embolisation (PAE)
Was bedeutet Prostata-Arterien-Embolisation (PAE)?
Bei der Prostata-Arterien-Embolisation wird die rechte und die linke Prostata-Arterie mit kleinen Kugeln verschlossen (=embolisiert). Diese kleinen Kugeln haben einen Durchmesser von etwa 250µm. Durch den Verschluss der Arterie kommt es zu einem Schrumpfung der Knoten in der Prostata, welche die Vergrößerung der Prostata verursachen. In weiterer Folge wird das abgestorbene Gewebe vom Körper abgebaut und die Prostata verkleinert sich. Die Funktion der Prostata bleibt erhalten.
Wann ist die Durchführung einer PAE sinnvoll?
Die PAE ist eine von vielen Therapieoptionen der gutartigen Prostatavergrößerung (=Benigne Prostatahyperplasie = BPH). Die Therapie der BPH richtet sich nach dem Erkrankungsstadium und den Symptomen. Die Erstlinientherapie sieht neben Lebensstilmodifikationen die Gabe entsprechender Medikamente wie Alpha-Blocker, 5-Alpha-Reduktaseinhibitoren oder Anticholinergika vor. Ziel der medikamentösen Behandlung ist es, die Symptome zu lindern, den Harnfluss zu verbessern sowie die Prostata zu verkleinern.
Da die Gabe der genannten Präparate in manchen Fällen mit Nebenwirkungen einhergeht oder nicht den gewünschten Erfolg erzielt, sind davon Betroffene häufig auf Alternativen angewiesen.
Die derzeitige operative Standardtherapie der BPH ist die transurethrale Resektion der Prostata (TURP), die jedoch ebenfalls Nebenwirkungen hervorrufen kann und ein relativ invasiver Eingriff ist. So tritt bei bis zu 90 Prozent der Patienten nach einer TURP dauerhaft eine retrograde Ejakulation auf. Andere, wenn auch gleich seltenere Folgen sind, Infektionen, Inkontinenz, Erektionsstörungen und Harnröhrenstrikturen.
Als minimal-invasive Alternative zur TURP wurde daher die Embolisation der Prostata entwickelt.
Welche Patienten sind für eine PAE geeignet?
Ob ein Patient sich für die PAE eignet wird von Doz. Margreiter und Prof. Wolf gemeinsam beurteilt. Doz. Margreiter evaluiert inwieweit die PAE aus urologischer Sicht geeignet und indiziert ist oder ob eine andere Therapie die passendere Option wäre.
Prof. Wolf evaluiert anhand der Computertomographie-Bilder der Beckenarterien inwieweit eine PAE technisch möglich ist. Bei starken Gefäßverkalkungen oder Gefäßverschlüssen kann es möglich sein, dass die PAE nicht oder nur einseitig möglich ist.
Wie funktioniert der Eingriff?
Die Aufnahme erfolgt in der Regel am Mittwoch zwischen 16 und 17 Uhr in der Confraternität. Der Eingriff findet am Donnerstag in der Früh statt, sie müssen für den Eingriff nüchtern sein. Blutverdünnende Medikamente wie Marcoumar, Eliquis, Xarelto etc. müssen vor dem Eingriff abgesetzt werden, alle anderen Medikamente (auch zB ThromboAss) können sie normal einnehmen. Der Eingriff wird in der Confraternität in der Angiographie durchgeführt. Als erster Schritt wird Prof. Margreiter einen Harnkatheter setzen. Der Harnkatheter wird durch einen mit kontrastmittelgefülltem Ballon in der Blase fixiert. Dieser Ballon ermöglicht während des Eingriffes die optimale Lokalisation der Prostata. Bei den meisten Patientin wird der Harnkatheter im Laufe des Nachmittages wieder entfernt. Anschließend werden Sie auf einem Angiografie Tisch (flacher Untersuchungstisch) liegen, sie werden mit einem grünen Tuch abgedeckt, die Leisten werden gewaschen und ebenfalls mit einem Lochtuch abgedeckt. Als nächsten Schritt werde ich eine lokale Betäubung in der rechten Leiste setzen. Anschließend werde ich die rechte Leistenarterie punktieren und über einen Draht eine „Schleuse“ (dünner Plastikschlauch) in das Gefäß eingebringen. Ich werden nun mit einem Katheter die linke Beckenarterie und anschließend die linke inneren Beckenarterie sondieren. Es wird nun in die linke innere Beckenarterie Kontrastmittel injiziert, während der Injektion kann es im Becken und Beckenboden heiß werden. Als nächsten Schritt werde ich die Prostataarterie mit einem speziellen Mikrokatheter und Mikrodraht sondieren. Auch hier wird wieder Kontrastmittel gespritzt um die Prostataarterie optimal darzustellen. Wenn der Mikrokatheter in der richtigen Position ist werde ich langsam die Embolisationskugeln mit einem Durchmesser von 250µm injizieren. Diese Injektion wird fortgeführt bis es zu einem Sistieren des Blutflusses kommt. In einzelnen Fällen kann es notwendig sein eine sogenannte Rotationsangiographie durchzuführen. In diesem Fall wird sich das Angiographiegerät einmal um sie herumdrehen, mithilfe dieser neuartigen Methode können die Strukturen im Becken dreidimensional ähnlich wie in einer Computertomografie dargestellt werden. Bei schwierigen anatomischen Verhältnissen ermöglicht diese Methode zweifelsfrei festzustellen, dass der Microkatheter in der Prostataarterie liegt und in weiterer Folge die Embolisationskugeln wirklich nur in die Prostata gelangen und nicht in andere Regionen des Beckens. Nach der Embolisation der Prostataarterie auf der linken Seite werden sämtliche Katheter und die Schleuse auf die rechte Seite zurückgezogen und ich werde die rechte innere Beckenarterie sondieren. Nach der Identifikation der Prostataarterie auf der rechten Seite werde ich diese wiederum mit dem Mikrokatheter und Mikrodraht sondieren und auch hier die Embolisation durchführen. In den allermeisten Fällen ist es möglich den Eingriff auf beiden Seiten über eine Punktion der rechten Leistenarterie durchzuführen. In extrem seltenen Fällen ist es notwendig auch die linke Leiste zu punktieren. Nach erfolgreicher Beendigung des Eingriffes wird die Punktionsstelle in der Leistenarterie mit einem Verschlusssystem verschlossen. Anschließend werde ich die Punktionsstelle für einige Minuten komprimieren. Es wird nun ein Druckverband angelegt. Der Eingriff dauert in den meisten Fällen etwas mehr oder weniger als eine Stunde, in seltenen Fällen 1,5 Stunden oder etwas mehr.
Sie müssen nun für 4 Stunden flach im Bett liegen bleiben, unmittelbar nach dem Eingriff werden Sie auf die Station zurücktransportiert. Nach 4 Stunden können Sie aufstehen, der Druckverband verbleibt bis am nächsten Tag. Der Harnkatheter wird wie bereits erwähnt am Nachmittag entfernt. Am nächsten Tag in der Früh wird der Druckverband entfernt und es wird eine Sonografie der Leiste durchgeführt. Nach einer abschließenden Kontrolle durch Prof. Margreiter werden sie am Vormittag nach Hause gehen.
Mögliche sehr seltene Komplikationen?
Die Prostataembolisation ist eine sehr sichere und komplikationsarme Methode. Ein möglicher Ort von Komplikationen ist die Leiste in der die arterielle Punktion durchgeführt wird. Hier kann es zu einer Blutung, einem Bluterguss oder einem Pseudoaneurysma kommen. Der Bluterguss entspricht einem „blauen Fleck“ und wird 2-3 Wochen nach dem Eingriff durch den Körper resorbiert. Die Leistenblutung würde man unmittelbar nach dem Eingriff erkennen und durch Kompression der Punktionsstelle beheben. Bei einem Pseudoaneurysma handelt es sich um ein kleines Loch in der Gefäßwand, durch dieses Loch gelangt Blut in einen Hohlraum außerhalb des Gefäßes. Das Pseudoaneurysma würde man am Tag nach dem Eingriff im Leisten Ultraschall erkennen und es müsste behandelt werden. In vielen Fällen reicht eine längere Kompression der Punktionsstelle, in sehr seltenen Fällen ist ein Eingriff erforderlich, hier wird das Pseudoaneurysma punktiert und mit einem Verschlusssystem verschlossen. In extrem seltenen Fällen kann es notwendig sein das Pseudoaneurysma operativ durch einen chirurgischen Eingriff zu sanieren. Wir haben in den vergangenen Jahren etwa 200 Prostataembolisationen durchgeführt, bei keinem einzigen Patienten kam es zum Auftreten dieser harmlosen aber unangenehmen Komplikationen.
Durch die Manipulation im Gefäßsystem mit Kathetern und Drähten kann es zu Gefäßverletzungen oder zu einer Gefäßperforation kommen, auch diese Komplikation ist sehr selten. Falls es zu so einer Komplikation kommen würde man dies unmittelbar während des Eingriffes erkennen und behandeln. Ebenfalls in sehr seltenen Fällen kann es zu einer Fehlembolisation kommen. In diesem Fall gelangen Partikeln nicht nur wie gewünscht in die Prostataarterie, sondern in andere Arterien welche z.B. zur Harnblase, zum Rektum, zum Penis oder zum Beckenboden führen. Falls eine große Menge an Partikeln in ein „falsches“ Gefäß gelangen sollte würde das betroffene Organ beschädigt werden. Diese Komplikation würde sich innerhalb einiger Stunden bis einiger Tage nach dem Eingriff bemerkbar machen. Es würde z.B. im Falle einer Fehlembolisation der Rectumarterie zu blutigem Stuhl oder Bauchschmerzen kommen. In diesem Fall wäre eine antibiotische Therapie notwendig, extrem selten eine Operation. Auch diese Komplikationen treten sehr selten auf, bei unseren etwa 200 Patienten konnten wir so eine Komplikation bisher nicht beobachten. Auch in der internationalen Literatur zum Thema Prostataembolisation werden die Komplikationsraten sehr gering angegeben.
Mögliche Beschwerden in den Tagen nach dem Eingriff?
Bei Patienten mit einer sehr großen Prostata (über 100 ml) kann es in den Tagen nach dem Eingriff in einzelnen Fällen zu geringgradigen Schmerzen im Beckenbodenbereich und zu gering erhöhter Temperatur kommen („Postembolisations-Syndrom“). Diese Beschwerden sind gut mit üblichen Schmerzmitteln zu behandeln. Während einiger Wochen nach dem Eingriff kann es zu einer Verfärbung vom Sperma kommen (rötlich oder bräunlich). In der punktierten Leiste kann es einige Wochen nach dem Eingriff zu einem leichten Druckgefühl oder auch einer leichten Verhärtung kommen. Einige Patienten beschreiben einen erhöhten Harndrang sowie Brennen bei der Miktion in den ersten Tagen. Die Symptome verschwinden in den ersten 1 bis 2 Wochen.
Hat der Eingriff Auswirkungen auf die sexuelle Potenz?
Durch den Eingriff kommt es zu keinem negativen Einfluss auf die sexuelle Potenz, viele Patienten berichten, dass es nach dem Eingriff zu einer verbesserten sexuellen Potenz gekommen ist – dies wurde auch in internationalen Studien bereits publiziert. Auch die unangenehme retrograde Ejakulation, die bei anderen Methoden zur Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung häufig auftritt, wird bei der Prostataembolisation nicht beobachtet.
Wie rasch wirkt der Eingriff?
Die meisten Patienten berichten, dass es bereits einige Tage nach dem Eingriff zu einer deutlichen Besserung der Symptomatik kommt. Dieser rasche Eintritt der Wirkung lässt sich durch den unmittelbaren Effekt der Embolisation erklären, hierbei kommt es in der Prostata zu einer hormonellen Umstellung. Andererseits kommt es zu einem Absterben der alpha-Rezeptoren in der Prostata, dadurch wird das Urinieren in vielen Fällen bereits einige Tage nach dem Eingriff deutlich erleichtert. Der Schrumpfungsprozess der Prostata dauert bis zu 6 Monaten. Die Größe der Prostata wird sich in dieser Zeit etwa halbieren, in vielen Fällen auch etwas mehr.
Kontrolle nach dem Eingriff?
Die klinischen Kontrollen nach dem Eingriff erfolgen durch Prof. Margreiter, ich werde einige Wochen nach dem Eingriff ebenfalls eine klinische Kontrolle sowie eine sonographische Kontrolle der Leiste durchführen.
Wie lange wirkt die PAE?
Bei den meisten Patienten ist die PAE eine dauerhafte Behandlung, das heißt dass die Prostata dauerhaft klein bleibt und die Beschwerden ebenso dauerhaft behoben sind. Bei wenigen Patienten mit einer aggressiven Form der PAE kann es nach einigen Jahren wieder zu einem Wachstum der Prostata und zu einem späteren Zeitpunkt auch zu einem Wiederauftreten der Symptome kommen. In diesen seltenen Fällen sind alle Behandlungsoptionen (medikamentös, PAE, operativ) weiterhin möglich.
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