Gefäßerkrankungen

Eine Vielzahl teils schwerer und lebensbedrohlicher vaskulärer Erkrankungen kann mit interventionell-radiologischen Methoden minimal-invasiv und gleichzeitig hocheffektiv behandelt werden.

Zu den häufigeren dieser Erkrankungen gehört die pAVK (=periphere arterielle Verschlusskrankheit, Schaufensterkrankheit), aber auch die Verschlusskrankheit in anderen arteriellen Stromgebieten wie zum Beispiel im Bereich der Nierenarterien, der Eingeweidearterien und der Arm- sowie Halsarterien.

Eine weitere sehr wichtige Gruppe sind die Erkrankungen der Brust- und Bauchschlagader (Aorta abdominalis und thoracalis) und hier vor allem die krankhaften Erweiterungen dieser großen Gefäße (Aneurysmen). Auch in solchen Fällen kann die Interventionelle Radiologie in Zusammenarbeit mit unseren chirurgischen Partnern in den meisten Fällen schnell und relativ einfach helfen.
  • Behandlung der pAVK (periphere arterielle Verschlusskrankheit – „Schaufensterkrankheit“)
    • Ballondilatation (PTA = perkutane transluminale Angioplastie)/Stentimplantation bei Stenosen oder Verschlüssen der Becken- und Beinarterien (siehe Bildbeispiel 2)
    • Behandlung von akuten Verschlüssen von Becken- und Beingefäßen oder Stents mittels perkutaner Thrombektomie/Aspiration/Lyse
    • Behandlung von peripheren Bypass-Stenosen nach operativer Anlage eines Bypasses bei pAVK
  • Ballondilatation/Stentimplantation in die Arteria subclavia (zum Beispiel beim Subclavian-Steal-Syndrom)
  • Behandlung von Stenosen der Arteria carotis communis/interna (Halsschlagader)
  • Behandlung von Stenosen der Nierenarterien und Viszeralarterien (Truncus coeliacus und Arteria mesenterica superior) mittels Ballondilatation/Stentimplantation
  • Therapie von Stenosen der Aorta abdominalis mittels Ballondilatation/Stent
  • Perkutane (= ohne operative Leistenfreilegung) Behandlung von isolierten Aneurysmen (= krankhaften Gefäßerweiterung) der Beckengefäße
  • Behandlung von Aneurysmen in Viszeralarterien (= inneren Baucharterien) und peripheren Arterien mittels Stent-Graft-Implantation (Stent mit Umhüllung) und Coil-Embolisation
  • Behandlung von abdominellen und/oder thorakalen Aneurysmen mittels Stent-Graft-Implantation. Auch komplexe Eingriffe mit gefensterten oder verzweigten Stent-Grafts und entsprechend eigens angefertigten Gefäßprothesen sind möglich (siehe Bildbeispiel 1)
  • Behandlung von Dissektionen der Aorta oder anderer Gefäße im Akutstadium sowie auch im Rahmen von Folgeeingriffen
  • mechanische Thrombektomie und/oder lokale Lysetherapie bei akutem Schlaganfall
  • Behandlung von venösen Stenosen mittels PTA/Stentimplantation (zum Beispiel Beckenvenen oder Vena cava superior = obere Hohlvene)
  • Rekanalisation von chronischen Verschlüssen der Beckenvenen
  • Embolisation von Blutungen (iatrogen oder spontan) zum Beispiel im Bereich der Niere oder der Leber oder auch peripher mittels Coils, Klebstoff, Partikeln, etc.
  • Behandlung von Stenosen im Bereich von Dialyseshunts mittels Ballondilatation (PTA)
  • Minimal invasiver Verschluss eines Pseudoaneurysmas der A. femoralis communis nach Leistenpunktion
  • Diagnostische Angiographie zum Beispiel vor plastischen Rekonstruktionen zur genauen Gefäßdarstellung

Bildbeispiele

Endovaskuläre Behandlung eines abdominellen Aortenaneurysmas
1.1
1.2

Angiographie (linkes Bild) und CT-Angiographie (rechtes Bild) eines abdominellen Aortenaneurysmas (roter Pfeil), welches aufgrund seiner Größe und Konfiguration Ruptur-gefährdet ist – eine rasche Therapie dieser lebensbedrohlichen Erkrankung ist notwendig.

1.3
1.4
Angiographie (linkes Bild) und CT-Angiographie (rechtes Bild) nach minimal-invasiver, endovaskulärer Implantation eines Stent-Grafts. Das Aneurysma ist vollständig exkludiert.
Endovaskuläre Behandlung eines Verschlusses der Oberschenkelarterie
2.1

Bei dem vorliegenden Patienten besteht eine periphere arterielle Verschlusskrankheit, die maximale Gehstrecke beträgt etwa 150 Meter, danach treten deutliche Schmerzen im Bereich der linken Wade auf („Schaufensterkrankheit“). In der MR-Angiographie sieht man einen Verschluss der linken Oberschenkelarterie (rote Linie).

2.2

Angiographische Darstellung des Gefäßverschlusses (linkes Bild, rote Linie unmittelbar neben der verschlossenen Oberschenkelarterie).

Angiographische Darstellung der Oberschenkelarterie (mittleres und rechtes Bild) nach minimal-invasiver Rekanalisation, Dilatation und Stentimplantation.

Onkologische Erkrankungen

Die Interventionelle Onkologie ist ein stark wachsender Bereich der Interventionellen Radiologie. Vor allem die Embolisation von Tumoren wird immer häufiger angewandt – entweder als alleinige Therapieform oder bei stark durchbluteten Tumoren vor einer Operation des Tumors.
CT- oder Sonographie-gezielt können praktisch alle Stellen des Körpers erreicht werden, um histologische Proben aus einem Tumor zu gewinnen und so die optimale Therapie zu planen. Auch Flüssigkeitsableitungen aus dem Bauch- und Brustraum sind interventionell-radiologisch schnell und einfach möglich. Ebenfalls immer häufiger angewandt wird die CT-gezielte Radiofrequenz- oder Mikrowellenablation von Tumoren zum Beispiel in der Leber oder in der Lunge.
  • TACE (= transarterielle Chemoembolisation) der Leber bei HCC (=hepatozellulärem Karzinom)
  • transarterielle Embolisation von anderen primären oder sekundären Tumoren in der Leber (cholangiozelluläres Karzinom, Metastasen beim Kolonkarzinom, neuroendokriner Tumor, Aderhautmelanom, etc.)
  • Embolisation von hypervaskularisierten Tumoren entweder als palliative Therapie oder prä-operativ (zum Beispiel skelettale Nierenzellkarzinom-Metastasen), um den intra-operativen Blutverlust zu vermindern
  • Radioembolisation der Leber (SIRT-Therapie) bei primären (zum Beispiel hepatozellulärem Leberkarzinom) oder sekundären Lebertumoren (Metastasen)
  • perkutane Pfortader-Embolisation vor großen Leber-Teilresektionen zur Induktion einer Hypertrophie der verbleibenden Leberanteile
  • Implantation eines PICC-Katheters (peripherally inserted central venous catheter) als dauerhafter zentral-venöser Zugang (bis zu vier Monate)
  • Venensampling zur Diagnose bei hormonproduzierenden Tumoren zum Beispiel im Bereich der Nebennieren
  • Implantation einer PEG-Sonde (Ernähungssonde)
  • PTCD (= Perkutane transhepatische Cholangiodrainage – Ableitung der Gallenwege nach innen oder aussen), inklusive Folgeeingriffe wie Stentversorgung der Gallenwege bei malignen Stenosen der Gallenwege
  • CT- oder US-gezielte Punktionen von Tumoren zur Gewinnung einer histologischen Probe
  • CT- oder US-gezielte Anlage von Pleura- oder Aszitesdrainagen
  • CT- oder US-gezielte Drainage von Flüssigkeitsansammlungen
  • CT-gezielte Radiofrequenzablation von primären oder sekundären Tumoren der Leber oder anderer Organe (zum Beispiel Lunge, Niere, siehe Bildbeispiel 3)

Bildbeispiel

Minimal-invasive Behandlung einer Lebermetastase
3.1

Lebermetastase eines Dickdarm-Karzinoms – Darstellung mittels Computertomographie (roter Pfeil)

3.2

CT-gezielte Radiofrequenzablation der Metastase – am Bild sieht man die Metall-Sonde, mit welcher die Metastase „verbrannt“ wird.

3.1
CT-Kontrolle ein Jahr nach der Radiofrequenzablation – die Nekrosezone (Pfeil) ist deutlich erkennbar, es findet sich kein vitales Tumorgewebe. Auch in der restlichen Leber zeigen sich keine weiteren Lebermetastasen.

Gutartige Erkrankungen

Auch eine Vielzahl an anderen gutartigen Erkrankungen können mit Methoden der Interventionellen Radiologie behandelt werden. Effektiv und minimal-invasiv sind zum Beispiel die Uterusmyom-Embolisation bei symptomatischen Uterusmyomen sowie die Prostata-Embolisation bei benigner Prostata-Hyperplasie.
Auch die Sklerosierung/Embolisation der Vena spermatica bei Vorliegen einer Varikozele bzw. der Vena ovarica bei Vorliegen eines Pelvic Congestion Syndroms sind hocheffektive Behandlungsalternativen.
  • Embolisation von Uterus-Myomen bei symptomatischen Patientinnen (Schmerzen, Blutungen, etc. – siehe Bildbeispiel 5)
  • Embolisation der Prostata bei benigner Prostatahyperplasie
  • Embolisation/Sklerosierung der V. spermatica bei Vorliegen einer Varikozele
  • Embolisation/Sklerosierung der Vena ovarica oder anderer verantwortlicher venöser Strukturen bei Vorliegen eines Pelvic Congestion Syndromes (siehe Bildbeispiel 4)
  • Therapie von vaskulären Malformationen (venös, lymphatisch, AV-Malformation) mit verschiedenen Methoden wie perkutaner Sklerosierung, Embolisation, etc.
  • Implantation und Entfernung eines Cavafilters zur Prävention einer Pulmonalembolie
  • Anlage, Rekanalisation oder Verschluss eines TIPSS (=transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Stent-Shunt) bei symptomatischer portaler Hypertension.
  • PTCD (= Perkutane transhepatische Cholangiodrainage – Ableitung der Gallenwege nach innen oder aussen), inklusive Folgeeingriffe wie zum Beispiel Stentversorgung der Gallenwege bei benignen Stenosen
  • minimal-invasive Entfernung von Fremdkörpern (zum Beispiel verlorene Katheter oder Drahtfragmente, Port-a-Cath Teile, usw.)

Bildbeispiele

Prostataembolisation bei benigner Prostatahyperplasie
pae-vor-embo-ct-axial
Computertomographie einer vergrößerten Prostata bei einem 70-jährigen Patienten mit deutlichen Symptomen einer BHP (=benigen Prostatahyperplasie) im Sinne einer Nykturie, reduziertem Harnstrahl und Harnträufeln.

Zur Behandlung der BPH wird eine Prostata-Embolisation geplant. Sinn dieses Eingriffes ist es die arterielle Durchblutung der Prostata zu vermindern um so ein Schrumpfen der Prostata hervorzurufen.

pae-dyna-ct-vorher
Die Prostata-Embolisation wird in lokaler Betäubung über die rechte oder linke Leistenarterie durchgeführt und ist nicht schmerzhaft. Das obige Bild zeigt eine „Dyna-CT“ Darstellung des linken Prostata-Lappens während der Embolisation – mit dieser Technik kann die Durchblutung der Prostata dargestellt werden und in weiterer Folge kann die zuführende Arterie mit kleinen Partikeln verschlossen werden.
pae-links-vor-embo

Angiographische Darstellung der Prostata in herkömmlicher Technik, der Mikrokatheter ist bereits in Position und mit der Embolisation (= langsame Injektion von kleinen Kugeln) kann begonnen werden.

pae-links-nach-embo

Abschlussangiographie der linken Prostata – diese kann nun nicht mehr abgegrenzt werden, die Embolisation war erfolgreich. Derselbe Vorgang wird nun auf der rechten Seite wiederholt. Der oben genannte Patient konnte am Tag nach dem Eingriff aus dem Spital entlassen werden und war bereits nach wenigen Tagen vollkommen beschwerdefrei und wieder voll einsatzfähig.

Sklerosierung der V. ovarica bei Pelvic Congestion Syndrome
4.1
4.2
Computertomographie einer Patientin mit dem Pelvic Congestion Syndrome und entsprechenden unklaren Unterbauchschmerzen und deutlich erweiterten Venengeflechten um die Gebärmutter (rote Pfeile rechts und links im Bild) sowie einer erweiterten Vena ovarica.
4.3

Angiographische Darstellung der Vena ovarica nach Kontrastmittelinjektion in die linke Nierenvene – deutlicher Rückfluss bis in das Becken, Darstellung der deutlich erweiterten Venengeflechte um die Gebärmutter (roter Pfeil).

4.4

Nach Sklerosierung und Embolisation der Vena ovarica füllt sich diese nicht mehr, auch die Venengeflechte um die Gebärmutter sind nach der Kontrastmittelinjektion in die Nierenvene nicht mehr darstellbar. Gut erkennt man die Metall-Spiralen in der Vena ovarica. Die Patientin war nach dem Eingriff komplett Beschwerde-frei.

Embolisation von Uterusmyomen
5.1
5.2
5.3

Magnetresonanztomographie einer Gebärmutter mit großen Uterusmyomen (blauer Kreise). Im rechten Bild sieht man eine MR-Angiographie mit der Gefäßversorgung der Uterusmyome aus der Arteria uterina beidseits (blaue Pfeile).

4
5

Angiographie der Arteria uterina rechts vor (links) und nach (rechts) Embolisation mit Partikeln

6
7
Magnetresonanztomographie 2 Wochen nach der Embolisation – das Gesamtvolumen der Gebärmutter hat abgenommen, das zentrale, große Uterusmyom ist nicht mehr perfundiert (nekrotisch – dunkel). Die Patientin war 2 Wochen nach dem Eingriff beschwerdefrei.

Schmerztherapie

Die interventionell-radiologisch gezielte Schmerztherapie nutzt moderne hocheffektive und sichere Bildgebungsmethoden wie Computertomographie (CT) oder Ultraschall (US) um praktisch jede gewünschte Stelle im Körper zu erreichen.
So gelingt es sicher und effektiv Schmerzinjektionen in der gewünschten Körperregion zu platzieren. Häufig kommt diese Methode zum Beispiel an der Wirbelsäule bei Krankheitsbildern wie der Neuroforamenstenose, der Facettengelenksarthrose oder bei Bandscheibenvorfällen zum Einsatz.
  • CT-gezielte Schmerztherapie bei Bandscheibenvorfall (Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule)
  • CT-gezielte Schmerztherapie bei Facettengelenksarthrosen (kleine Wirbelgelenke in der Lendenwirbelsäule)
  • Radiofrequenzablation von Osteoid-Osteomen
  • Vertebroplastie bei osteoporotischen oder malignen Wirbelkörper-Einbrüchen (in Zusammenarbeit mit Dr. Ivan Dobrocky, PhD, MSc)